11 Jahre Syrienkrieg: Minenräumung und Wiederaufbau wird Generationen dauern

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International

Am 15. März 2022 jährt sich der Beginn des Konflikts in Syrien zum elften Mal. Unterdessen verschärft sich die humanitäre Krise weiter. Der Bedarf an humanitärer Hilfe ist enorm und der Zugang zu den Opfern bleibt eine grosse Herausforderung. Dieser Konflikt zeigt deutlich, welche langfristigen humanitären Folgen der Einsatz von Explosivwaffen in Wohngebieten mit sich zieht. Um zu verhindern, dass sich solche Situationen wiederholen, ruft Handicap International die Staaten dazu auf, das internationale Abkommen gegen den Einsatz von Explosivwaffen in Wohngebieten zu unterstützen, das derzeit verhandelt wird.

Syrische Flüchtlinge im Libanon, die von Handicap International betreut werden

Syrische Flüchtlinge im Libanon, die von Handicap International betreut werden | © Kate Holt / HI

«Elf Jahre Krieg und die ständigen Bombardierungen und Granatenbeschüsse in bewohnten Gebieten hatten entsetzliche humanitäre Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung», erklärt unser Direktor Daniel Suda-Lang. «Wir unterstützen Syrer:innen, die alles verloren haben, und jetzt in Jordanien, im Libanon, im Irak oder in Ägypten leben, um ihnen überlebenswichtige humanitäre Hilfe zukommen zu lassen.»

Der Syrienkonflikt in Zahlen:

  • 14 Millionen Menschen in Syrien benötigen humanitäre Hilfe – das ist ein Anstieg von 20 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Gewährleistung des Zugangs zu grundlegenden Dienstleistungen (Gesundheit, Ernährung, Trinkwasser, Unterkünfte usw.) hat weiterhin höchste Priorität.
  • 6,7 Millionen Menschen wurden zu Binnenvertriebenen – viele von ihnen mehrfach. Das ist die grösste Zahl an Binnenvertriebenen weltweit.
  • 30 % der Bevölkerung über 12 Jahre lebt mit einer Behinderung.
  • 5,7 Millionen Syrer:innen sind in die Nachbarländer geflüchtet und stark auf humanitäre Hilfe angewiesen.
  • Im Jahr 2021 wurden 42 Angriffe auf humanitäre Helfer:innen registriert; mehr als ein Drittel von ihnen wurde getötet.
  • Bis Dezember 2021 wurden fast 200’000 Covid-19-Fälle und 6666 pandemiebedingte Todesfälle registriert – die tatsächlichen Zahlen dürften weitaus höher liegen.
  • Nur die Hälfte der Spitäler und wichtigsten Gesundheitszentren in Syrien sind voll funktionsfähig.
  • Grosse Städte wie Raqqa, Aleppo und Homs wurden durch den massiven und intensiven Einsatz von Explosivwaffen weitgehend zerstört. Die Stadt Raqqa wurde 2017 zu 80 % zerstört.
  • 11,5 Millionen Menschen leben derzeit in Gebieten, die mit Sprengkörpern verseucht sind. Das Ausmass der Verseuchung durch explosive Kriegsreste in Syrien ist in der gesamten Geschichte der Minenräumung beispiellos. Es wird mehrere Generationen dauern, um Syrien wieder sicher zu machen.

Nein zu Bombenangriffen auf die Zivilbevölkerung: auf dem Weg zu einem historischen Abkommen

Als direkte Zeugin dieser menschlichen Tragödien setzt sich Handicap International gemeinsam mit zahlreichen weiteren humanitären Organisationen seit mehr als sechs Jahren für einen diplomatischen Prozess ein, der den Einsatz von schweren Explosivwaffen in bevölkerten Gebieten verbieten soll. Die dritte und letzte Verhandlungsrunde findet in Kürze statt.

«In der nächsten Verhandlungsrunde müssen wir sicherstellen, dass der Wortlaut der Erklärung klar und deutlich ist und echte Auswirkungen auf den Schutz der Zivilbevölkerung in Konfliktsituationen haben wird. Das Verbot von schweren Explosivwaffen in Wohngebieten muss zu einer internationalen Norm werden. Es wird dazu beitragen, schwere humanitäre Krisen vorzubeugen oder zu vermeiden», sagt Daniel Suda-Lang, unser Direktor.

15 März 2022
Einsatzländer

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