Internationaler Tag der Aufklärung über Landminen: Die Gefahr ist nicht vorüber

Minen und andere Waffen
International

Am 4. April wird jährlich an die Gefahr durch explosive Kriegsreste in vielen Regionen der Welt erinnert. Explosive Waffen töten und verletzen vor allem die Zivilbevölkerung. Ihre Blindgänger bleiben oft noch lange nach dem Krieg als tödliche Gefahr zurück. Als Begründer einer neuen internationalen Kampagne ruft Handicap International dazu auf, dass der Einsatz solcher Waffen umgehend eingestellt und von der internationalen Gemeinschaft mit allen Mitteln verurteilt wird.

Minenräumer in Senegal | © J-J. Bernard / Handicap International

Der letzte Landminenbericht vom November 2016 hat deutlich gemacht: Die Zahl der Opfer von Unfällen mit Minen und Blindgängern ist in einem Jahr um 75 Prozent gestiegen. Schuld daran ist unter anderem die massive und systematische Bombardierung mit explosiven Waffen in bewohnten Gebieten im Irak, in Syrien, im Jemen oder in der Ukraine.

90 Prozent der Menschen, die durch den Einsatz von Explosivwaffen - auch geächtete Waffen wie Anti-Personen-Minen und Streubomben - in bewohnten Gebieten getötet und verletzt werden, sind Zivilistinnen und Zivilisten. Bombardierungen und Raketenbeschuss hinterlassen zahlreiche explosive Kriegsreste, die nachhaltig weite Gebiete auch noch lange nach dem Ende der Kämpfe verseuchen. In den Vierteln oder Dörfern, die bombardiert wurden, bedroht diese Hinterlassenschaft des Krieges das Leben der zivilen Bevölkerung langfristig und macht die Rückkehr in ein normales soziales und wirtschaftliches Leben unmöglich.

Der syrische Konflikt zeichnet sich besonders durch die massive und wiederholte Verwendung von explosiven Waffen aus. Laut einer Evaluierung der Kontaminierung in Syrien durch die Minenaktionsbehörde der Vereinten Nationen (UNMAS), die im November 2016 veröffentlicht wurde, leben mehr als 3,6 Millionen Syrerinnen und Syrer in Gebieten, die mit explosiven Kriegsresten und improvisierten Sprengsätzen verseucht sind. 1,5 Millionen Menschen leben demnach in Gegenden, aus denen Unfälle mit explosiven Kriegsresten berichtet wurden; aus 20 Prozent des Landesterritoriums wurde bereits über explosiver Kriegsreste berichtet.

„Explosive Kriegsreste machen die Rückkehr der Bevölkerung in ihre Heimatorte – wenn Angriffe vorüber sind oder ein Konflikt beendet ist – sehr riskant“, erklärt Petra Schroeter, Geschäftsführerin von Handicap International Schweiz. „Im Irak und in Syrien hat die Verseuchung bereits so ein Rekordhoch erreicht, dass jahrelange Räumung erforderlich sein wird. Zusätzlich werden Maßnahmen zur Aufklärung über die Gefahren lebenswichtig sein, bei denen die betroffenen Menschen lernen, wie sie sich angemessen angesichts von Minen und Blindgängern verhalten und sich vor Unfällen schützen können.“

Handicap International ruft alle Staaten und nicht-staatliche bewaffnete Gruppierungen dazu auf, mit sofortiger Wirkung auf den Einsatz von Landminen und Streumunition zu verzichten, diese Waffen nicht mehr zu verkaufen, nicht mit ihnen zu handeln und ihren Einsatz aufs Strengste zu verurteilen; und auch auf ihre Verbündeten einzuwirken, diese Waffen nicht mehr zu verwenden.

Am 15. März 2017 hat Handicap International eine internationale Kampagne gestartet, in deren Mittelpunkt eine Petition steht, die ein klares „Nein zu Bomben auf Wohngebiete!“ ausspricht. Handicap International will bis September 2018 1 Million Unterschriften sammeln und an politische Entscheidungsträger übergeben. Als Mitglied der Koalition INEW ((International Network on Explosive Weapons) ruft Handicap International alle Staaten dazu auf, keine explosiven Waffen in bewohnten Gebieten zu verwenden. 

Handicap International, zusammen mit dem Genfer Internationale Zentrum für Humanitäre Minenräumung lädt Sie ein zum Internationalen Tag der Aufklärung über Landminen und Unterstützung der Minenaktion. Er findet am 4. April 2017 statt, von 15:30 bis 19:30 auf dem Bundesplatz in Bern.

4 April 2017
Einsatzländer

Nehmen Sie mit uns Kontakt auf

Nadia Ben Said
Verantwortliche Medien
(FR/DE/EN)

Tel : +41 22 710 93 36
[email protected]

HELFEN
Sie mit

Lesen sie weiter

Internationaler Tag der Menschen mit Behinderungen: Schutz von Menschen mit Behinderungen, den vergessenen Opfern humanitärer Krisen
© Y. Nateel / HI
Inklusion

Internationaler Tag der Menschen mit Behinderungen: Schutz von Menschen mit Behinderungen, den vergessenen Opfern humanitärer Krisen

Menschen mit Behinderungen sind von humanitären Krisen, seien es bewaffnete Konflikte oder Klimakatastrophen, besonders betroffen. Sie können sich schlechter schützen und werden bei der humanitären Hilfe oft übersehen. Im Jahr 2023  haben wir in 15 Krisen, darunter Gaza und die Ukraine, dafür gesorgt, dass Menschen mit Behinderungen in unsere Hilfe einbezogen wurden.

Landminen-Monitor: 5757 Opfer im Jahr 2023, 22?% mehr als 2022
© J. M. Vargas / HI
Minen und andere Waffen Stop Bombing Civilians

Landminen-Monitor: 5757 Opfer im Jahr 2023, 22?% mehr als 2022

Der am Mittwoch, den 20. November, in Bangkok veröffentlichte Landminen-Monitor 2024 zeigt einen Anstieg der Minenopfer: 5757, davon 84 % Zivilist:innen. Das sind 22 % mehr als 2022. Handicap International, die zusammen mit anderen Organisationen für ihren Kampf gegen Minen den Friedensnobelpreis erhalten hat, ruft die Staaten dazu auf, ihren diplomatischen Einfluss geltend zu machen, damit der Einsatz von Landminen aufhört. 

Gaza : Die Geschichte der siebenjährigen Qamar
© Y. Nateel / HI
Minen und andere Waffen Nothlife Stop Bombing Civilians

Gaza : Die Geschichte der siebenjährigen Qamar

Unter den Menschen, die von unseren Teams betreut werden, ist auch die kleine Qamar, die wir Ihnen in einem Video vorstellen möchten. Als eine Panzergranate ihr Zuhause im Norden von Gaza traf, wurde sie schwer verletzt und ihr rechtes Bein musste im Alter von nur 7 Jahren amputiert werden. Heute lebt sie mit ihrer Familie unter prekären Bedingungen in einem Lager für Binnenvertriebene.