Jemen: Angriffe auf die Zivilbevölkerung müssen sofort gestoppt werden
Nach gescheiterten Friedensverhandlungen im August, sieht sich der Jemen einer erneuten Zunahme von Gewalt gegenüber. Im Zentrum der Gewalt steht dabei erneut die Zivilbevölkerung.
(c) Handicap International
Luftangriffe im Jemen waren im vergangenen Jahr für 60 Prozent der getöteten und verletzten Kinder verantwortlich.
Die vergangene Woche forderte eine besonders hohe Zahl an zivilen Opfern. Bei einem Angriff auf eine Schule in der Provinz Sadaa wurden 10 Kinder getötet und 28 verletzt. Zwei Tage später wurde ein durch Ärzte ohne Grenzen unterstütztes Krankenhaus zum Ziel von Luftschlägen der von Saudi-Arabien geführten Koalition. Dabei starben 11 Menschen und es blieben Dutzende Verletzte zurück.
In einer gemeinsamen Presseerklärung mit den Hilfsorganisationen Care, Oxfam, Save the Children, Mercy Corps und Intersos verurteilt Handicap International die Bombenangriffe aufs Schärfste und fordert alle beteiligten Parteien dazu auf, die damit verbundenen ständigen Völkerrechtsverletzungen zu beenden. Ausserdem soll eine unabhängige Untersuchung der Angriffshandlungen erwirkt werden.
„Diese Angriffe auf zivile Einrichtungen wie Schulen oder Krankenhäuser haben verheerende Konsequenzen für die Zivilbevölkerung. Sie sind inakzeptabel und verwerflich. Handicap International fordert die vollständige Aufklärung der Umstände dieser Angriffe und appelliert an alle Konfliktparteien, die Bombardierung der Zivilbevölkerung sofort einzustellen.“
Anne Héry, Politische Direktorin der Föderation Handicap International.
Nach Schätzung der Vereinten Nationen wurden zwischen April und August 2016 272 Menschen getötet und 543 verletzt. Aufgrund der täglichen Angriffe haben seit Beginn des Konflikts mehr als 2,8 Millionen Menschen ihre Heimat verlassen. Von den im letzten Jahr bei Luftschlägen 785 getöteten und 1169 verletzten Kindern fielen 60 Prozent Luftangriffen zum Opfer.
Explosivwaffen werden besonders häufig in den besiedelten Gebieten Jemens eingesetzt. Die internationale Gemeinschaft muss dieser Praxis ein Ende setzen, die auch in anderen Konflikten wie in Syrien, der Ukraine oder Afghanistan täglich hohe zivile Verluste fordert. Die eingesetzten Waffen töten und verursachen schwerste Verletzungen wie Verbrennungen, offene Wunden und Brüche. Diese Verletzungen können zu lebenslangen Behinderungen und psychologischen Traumata führen. Die Angriffe zerstören ausserdem Unterkünfte und wichtige zivile Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäuser und zwingen die Menschen vor Ort zu tausenden zur Flucht.
Ein weiteres Problem stellen die langfristigen Konsequenzen dar. Die Reste der Explosivwaffen bleiben auch lange Zeit nach dem eigentlichen Konflikt in den betroffenen Gebieten liegen und sind dadurch eine permanente Gefahr für die lokale Bevölkerung. Die Rückkehr in ihre Heimat ist dadurch oftmals nur unter Lebensgefahr möglich.
Der Einsatz von Explosivwaffen in besiedelten Gebieten verursacht jedes Jahr mehrere zehntausende von zivilen Opfern. Diese Verluste sind kein Schicksal! Die in Kraft getretene Ottawa Konvention (1999) verbot Anti-Personen-Minen und die Oslo-Konvention (2008) die Streumunition. Dies erinnert uns daran, dass wir die Macht haben Dinge zu verändern! Unterzeichen Sie die Petition!
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Nadia Ben Said
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