Fünf Jahre Jemen-Konflikt: 80% der Bevölkerung benötigen humanitäre Hilfe - Zivilisten sind die ersten Opfer dieses endlosen Krieges
Handicap International (HI) verurteilt ein Einsatz von Explosivwaffen (vor allem Landminen, die seit 1999 verboten sind) und ruft alle beteiligten Parteien dazu auf, die unangemessenen administrativen Hindernisse für humanitäre Hilfe zu beseitigen.
Hala, 4 Jahre, wurde durch einen Luftangriff beim Spielen mit ihrer Cousine verletzt | (c) ISNA Agency / HI
„Fünf Jahre bewaffneter Konflikt haben zu einer komplexen Krise mit verheerenden Auswirkungen geführt. Die bewaffnete Gewalt hat die Wirtschaftskreisläufe des Landes zerstört und den Jemen zum grössten humanitären Notfall der Welt gemacht: 80 Prozent der Bevölkerung benötigen humanitäre Hilfe. Nichtregierungsorganisationen sind mit erheblichen Sicherheits- und Verwaltungsauflagen konfrontiert, die ihren Handlungsspielraum stark einschränken. Es muss unbedingt sichergestellt werden, dass die betroffene Bevölkerung sicheren und zeitnahen Zugang zur grundlegenden Versorgung erhält“, erklärt Thomas Hugonnier, HI-Direktor für den Nahen Osten.
Unsere Präsenz im Jemen für die Schutzbedürftigsten
HI hat dazu beigetragen, eine Notfall-Rehabilitation für Kriegsverletzte im Jemen einzurichten, um den speziellen Bedürfnissen der Opfer gerecht zu werden. Die Opfer von Bombenangriffen erleiden komplexe Verletzungen (offene Wunden, Brüche, Verbrennungen, Verlust von Muskelmasse, geschädigtes Nervensystem usw.), die zu schweren Behinderungen führen können.
HI ist in sechs Gesundheitszentren in den Gouvernements Sana'a, Amanat al Asimah und Aden vor Ort und behandelt Patient/-innen aus dem ganzen Land. Seit Beginn der Tätigkeit im Jahr 2015 hat HI 25'000 Menschen behandelt, viele von ihnen sind Opfer des Konflikts. Über 3'000 von ihnen sind Opfer von Explosivwaffen.
Die Organisation hat mehr als 27'000 Krücken, Gehhilfen, Rollstühle usw. verteilt. Fast 23'000 Menschen haben psychologische Unterstützung erhalten. HI hat ausserdem 300 Menschen mit Prothesen und Orthesen versorgt, in Zusammenarbeit mit dem Physiotherapie- und Prothesenzentrum Sana'a. Über 700 jemenitische Mitarbeiter/-innen des Gesundheitssektors in Sana'a und anderen Gouvernements haben Schulungen über die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Traumatisierungen erhalten.
Explosivwaffen, eine tödliche Gefahr für die Bevölkerung
Die Organisation Action on Armed Violence (AOAV) berichtet, dass zwischen 2015 und 2018 fast 16'300 Menschen durch Explosivwaffen getötet oder verletzt wurden. Etwa 80 Prozent von ihnen waren Zivilisten.
Das Amt der Vereinten Nationen für die Koordination humanitärer Angelegenheiten (OCHA, 2019) registrierte einen massiven Einsatz von Landminen in 19 von 22 Gouvernements des Landes, obwohl Landminen seit Inkrafttreten des Ottawa-Vertrags 1999 verboten sind.
Laut Humanitarian Needs Overview (HNO) wurden 2018 jeden Monat bis zu 600 zivile Einrichtungen zerstört oder beschädigt. 80 Prozent der Bevölkerung brauchen humanitäre Hilfe, um zu überleben. 50 Prozent der medizinischen Einrichtungen im Jemen sind nicht mehr funktionsfähig, während 19,7 Millionen Menschen auf medizinische Versorgung angewiesen sind und 17,8 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen haben.
Eine starke Schweiz zur Beendigung von Bombenangriffen auf Wohngebiete
Jemen ist ein tragisches Beispiel für den Einsatz von Explosivwaffen in Wohngebieten. HI und die Mitglieder des Internationalen Netzwerks gegen Explosivwaffen (INEW) führen Gespräche mit Staaten und wollen sie überzeugen, eine starke politische Erklärung zu unterstützen. Diese hat das Ziel, den Einsatz von Explosivwaffen mit grossem Wirkungsradius in Wohngebieten zu beenden und Hilfe für Opfer dieser Waffen sicherzustellen.
Im Oktober 2019 begann unter Beteiligung der Schweiz eine Reihe von Verhandlungsrunden, die vom 23. bis 27. März in Genf fortgesetzt werden. Dieser diplomatische Prozess wird mit einer Konferenz abschliessen, die für den 26. Mai in Dublin geplant ist und auf der eine politische Erklärung zur Unterzeichnung durch die Staaten eröffnet wird.
HI fordert die Schweizer Bürgerinnen und Bürger auf, ihre Nationalräte und Nationalrätinnen über eine Internetplatform anzuschreiben und so von der Schweizer Regierung zu fordern, dass sie die Erklärung gegen den Einsatz von Explosivwaffen in Wohngebieten unterstützt.
Maud Bellon, unsere Missionsleiterin im Jemen, zieht 5 Jahre nach dem Beginn des Konflikts eine Bilanz der Lage
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