Christella : Zukünftige Ärztin oder Managerin?

Betroffenen Rehabilitation
Haiti

Die 20-jährige Christella hat ihr Bein bei dem Erdbeben verloren, das Haiti vor 10 Jahren heimsuchte. Handicap International (HI) stattete sie mit einer Prothese aus. Jetzt macht sie Pläne für die Zukunft.

© Davide Preti / HI

Marie Orbenia Cadet lebt mit ihren vier Töchtern in einer kleinen Wohnung in Port-au-Prince. „Sie sind alle liebe Mädchen“, sagt sie. Christella ist mit 20 Jahren die Jüngste. Als sie 10 Jahre alt war, wurde sie bei dem schweren Erdbeben verletzt und ihr Bein musste amputiert werden.    

Mit der Unterstützung von HI hat Christella eine Prothese erhalten und konnte unmittelbar mit der Physiotherapie beginnen. Sie lernte wieder laufen. Bis heute betreuen die Mitarbeiter/-innen Christella; da sie immer wieder eine neue Prothese braucht. Die gemeinnützige Hilfsorganisation unterstützte ausserdem ihre Mutter finanziell, so dass diese einen kleinen Laden eröffnen konnte. So kann sie ihre Familie besser unterstützen. 

Christella kann sich nicht gut an das Erdbeben erinnern. Sie denkt lieber an die Zukunft. Im vergangenen Sommer hat sie das Gymnasium abgeschlossen und will nun studieren, ist aber noch zwischen Medizin und Betriebswirtschaft hin und her gerissen.   

Seit sie nach ihrer Verletzung so viel Zeit im Krankenhaus verbracht hat, denkt sie über eine Karriere als Ärztin nach.

„Als ich nach dem Erdbeben im Krankenhaus war, gab mir eine Krankenschwester eine Spritze. Das tat wirklich weh. Ich glaube nicht, dass sie es richtig gemacht hat. Wäre ein Arzt anwesend gewesen, hätte man mich besser behandelt. Wenn ich Ärztin werde, kann ich die Patient/-innen besser versorgen.“

Die einzige bezahlbare Universität für Medizin liegt in einem Stadtteil, in dem es häufig zu Demonstrationen kommt und wo bei der geringsten Provokation plötzlich Gewalt ausbrechen kann.

„Da gibt es immer Lärm und es wird geschossen. Ich kann mit meiner Prothese nicht schnell rennen. Also denke ich ernsthaft darüber nach, stattdessen Wirtschaft zu studieren“

erklärt sie.

„Aber wenn ich ein Stipendium für ein Medizinstudium im Ausland bekomme, bin ich sofort weg!“

Auf die Frage, wie sie sich allgemein fühlt, nimmt Christella kein Blatt vor den Mund.

„Wenn mich jemand nach meiner Prothese fragt, erkläre ich einfach, was passiert ist. Ich sehe da kein Problem. Es ist okay.”

 

Einsatzländer

Nehmen Sie mit uns Kontakt auf

Nadia Ben Said
Verantwortliche Medien
(FR/DE/EN)

Tel : +41 22 710 93 36
[email protected]

HELFEN
Sie mit

Lesen sie weiter

Seit 19 Jahren an Kanhas Seite
© Eric Martin / Figaro Magazine / HI
Inklusion Minen und andere Waffen Rehabilitation

Seit 19 Jahren an Kanhas Seite

Das erste Mal trafen wir Kanha 2005 in einem Spital in Kampong Cham in Kambodscha. Die damals Sechsjährige war eines von 65’000 Opfern von explosiven Kriegsmunitionsrückständen im Land. Ihr Vater hatte versucht, einen Sprengkörper zu öffnen, um an die Munition zu gelangen, und ihn dabei ausgelöst. Die Explosion hatte ihn sofort getötet und Kanha so schwer verletzt, dass ihr rechtes Bein amputiert werden musste. Seither begleiten wir ihn auf ihrem Weg durch die Rehabilitation.

Lara: Leben mit Zerebralparese im Gaza-Krieg
© HI
Nothlife Rehabilitation

Lara: Leben mit Zerebralparese im Gaza-Krieg

Die achtjährige Lara wurde mit einer zerebralen Lähmung geboren. Sie erlebt die verheerenden Auswirkungen des Krieges in Gaza.

«Endlich kann meine Tochter in den Kindergarten gehen»
© Infomercial Media / HI
Inklusion Rehabilitation

«Endlich kann meine Tochter in den Kindergarten gehen»

Gina (Name geändert) ist vier Jahre alt und lebt in Uganda. Das Mädchen leidet an einer Kniefehlstellung, die allgemein als «X-Beine» bekannt ist und das Gehen schmerzhaft macht. Wir haben sie mit 3D-gedruckten Knie-Knöchel-Fuss-Orthesen ausgestattet.