Fast ein Drittel der syrischen Bevölkerung lebt mit einer Behinderung
Der jahrelange Krieg und das verheerende Erdbeben von 2023 haben gravierende Folgen für die syrische Zivilbevölkerung: Schätzungen zufolge lebt fast ein Drittel der Bevölkerung ab einem Alter von zwei Jahren mit einer Behinderung. 70% der Bevölkerung sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Infrastruktur, darunter Spitäler, Wohnhäuser und Schulen, wurde weitgehend zerstört, und viele Gebiete sind noch immer mit Minen und Blindgängern verseucht.
Mohamed Al Nasan stammt aus Maarat-al-Naasan, das in der Provinz Idlib liegt. Im Jahr 2020, als er in seinem Garten spielte, explodierte ein Blindgänger unter seinen Füßen. Er musste unterhalb des rechten Knies amputiert werden. | © A. Rahhal / HI
«Aufgrund der hohen Zahl an Verletzungen und des begrenzten Zugangs zu angemessener medizinischer Versorgung lebt fast ein Drittel der Bevölkerung mit einer Form von Behinderung. Fast alle Syrer:innen sind vom Krieg betroffen und durch die Auswirkungen des Konflikts traumatisiert», erklärt Danila Zizi, unsere Leiterin des Syrien-Programms. «Viele Gebiete sind unbewohnbar. Grosse Städte wie Rakka, Ost-Aleppo, Daraa, Homs und Ost-Ghuta wurden durch Bombardierungen zerstört. Bei der Offensive auf Rakka im Jahr 2017 wurden beispielsweise 80% der städtischen Infrastruktur zerstört. Der Zugang zu medizinischer Versorgung oder Schulen ist nach wie vor sehr eingeschränkt», so die Expertin. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind 16,7 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen, wobei viele von ihnen zusätzlich unter den Folgen des katastrophalen Erdbebens vom Februar 2023 leiden.
Minen und Blindgänger gefährden Zivilbevölkerung
Noch heute sind Felder, Dörfer und Städte mit Minen und Blindgängern übersät, die das tägliche Leben massiv beeinträchtigen. Seit Beginn des Krieges in Syrien im Jahr?2011 wurden landesweit schätzungsweise über eine Million Sprengkörper eingesetzt, überwiegend in bewohnten Gebieten. In der Regel explodieren 10 bis 30% davon nicht, was zu einer starken Verseuchung mit Blindgängern führt. Familien, die versuchen, in ihre Häuser oder auf ihr Land zurückzukehren, müssen mit Explosionen rechnen, die schwere Verletzungen oder sogar den Tod zur Folge haben können.
Wir rufen zur Verstärkung der humanitären Hilfe auf
Die 330 Mitarbeitenden unserer Organisation, die seit 2012 in Syrien tätig sind, führen ein breites Spektrum von Aktivitäten durch:
- Versorgung mit Prothesen, Rollstühlen und Physiotherapie
- psychologische Betreuung von traumatisierten Menschen
- Aufklärung über die Gefahren von Minen und Blindgängern
Wir fordern die Konfliktparteien auf, den humanitären Helfer:innen ungehinderten Zugang zu gewähren und das humanitäre Völkerrecht zu respektieren. «Die internationale Gemeinschaft muss jetzt handeln», fordert Danila Zizi. «Von den vier Milliarden Schweizer Franken, die für die humanitäre Hilfe in Syrien benötigt werden, wurden erst 26?% bereitgestellt. Die Geberländer müssen ihre Versprechen einhalten, um das Leid der Bevölkerung zu mildern.»
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Nadia Ben Said
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