Humanitäre Hilfe übergeht Menschen mit Behinderung
Eine Umfrage von Handicap International hat ergeben, dass 75% der Menschen mit Behinderung sich von der humanitären Hilfe ausgeschlossen sehen. Der Bericht über Menschen mit Behinderung und die humanitäre Hilfe mit dem Titel Behinderung im humanitären Kontext* wird am 14. Oktober veröffentlicht.
Dinesh Rana (c) Brice Blondel / Handicap International | © Brice Blondel / Handicap International
Da dieser Bericht an die Öffentlichkeit geht, treffen sich heute 900 Vertreter des humanitären Bereichs in Genf, um den Humanitären Weltgipfel vorzubereiten. Die Organisation hat Hemmnisse bei der Inklusion von Menschen mit Behinderung in Soforthilfe-Mechanismen identifiziert und hat den Regierungen, internationalen Organisationen und NROs empfohlen, sicherzustellen, dass ihre humanitären Aktionen die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung berücksichtigen.
> Humanitäre Krise: Menschen mit Behinderung sind unsichtbar
Die von Handicap International durchgeführte Umfrage, Behinderung im humanitären Kontext, hat festgestellt, dass Menschen mit Behinderung von humanitären Organisationen in Krisensituationen wie Konflikten oder Naturkatastrophen vielfach keine Beachtung finden.
Beachtliche 75% der befragten Menschen mit Behinderung sehen sich beim Zugang zu wesentlichen humanitären Dienstleistungen wie Wasserversorgung, Nahrungsmittelverteilung, Gesundheitsdienstleistungen und Unterkunft nicht ausreichend berücksichtigt.
"Menschen mit Behinderung sehen sich mit Hindernissen beim Zugang zu humanitärer Hilfe konfrontiert", erklärt Camille Gosselin, Leiterin des Bereichs Humanitarian Advocacy bei Handicap International. “Dafür gibt es zahlreiche Gründe: den Mangel an Informationen über verfügbare Dienste, Schwierigkeiten beim Zugang zu diesen, weil sie zu abgelegen sind, ungeeignete Infrastruktur etc. Verbessert werden kann dies oft schon durch den Einsatz gesunden Menschenverstands, wenn man in den Flüchtlingslagern z.B. Toiletten oder Wasserversorgungen mit Stufen sieht, ist es offensichtlich, dass sie kein Rollstuhlfahrer in Anspruch nehmen kann! Wir müssen dieser Art von Diskriminierung ein Ende bereiten."
> Verletzlichkeit in Krisensituationen
Der Bericht zeigt, dass sich Menschen mit Behinderung in humanitären Krisen unter den Schutzbedürftigsten befinden: 54% der Befragten zogen sich ihre Verletzungen in einem Konflikt oder einer Naturkatastrophe zu, was in bestimmten Fällen eine zusätzliche Behinderung nach sich zog. Die Studie zeigt auch eine beunruhigend hohe Rate an körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt; 27% der Befragten sagen aus, dass sie Opfer solcher Gewalt gewesen sind. Es müssen Maßnahmen ergriffen werden, um sie besser zu schützen.
In der Schlussfolgerung zu seinem Bericht, fordert Handicap International Regierungen, internationale Organisationen und NROs auf, Menschen mit Behinderung bei der Definition ihrer Programme stärker zu berücksichtigen und vor allem deren Meinung anzuhören, da sie ihre eigenen Bedürfnisse am besten zu identifizieren wissen. Sie müssen auch ihre Dienstleistungen und Infrastruktur an Menschen mit Behinderung anpassen. Die derzeit geführten Diskussionen in Vorbereitung auf den Humanitären Weltgipfel sollten zu klaren Verpflichtungen führen, um sicherzustellen, dass Menschen mit Behinderung in der humanitären Hilfe Berücksichtigung finden.
* www.handicap-international.org/fileadmin/2015Disabilityinhumanitariancontext.pdf. Die von Handicap International von April bis Juni 2015 durchgeführte Studie Behinderung im humanitären Kontext basiert auf einer Online-Befragung von Menschen mit Behinderung, Einrichtungen zur Unterstützung von Menschen mit Behinderung und humanitären Organisationen. Die Umfrage wurde weltweit durchgeführt und es gab 769 Befragte. Der Ergebnisbericht wird zu Diskussionen auf dem Humanitären Weltgipfel beitragen, der darauf abzielt, das globale humanitäre System zu reformieren; die letzte Sitzung wird im Mai 2016 in Istanbul (Türkei) stattfinden
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Nadia Ben Said
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