8. Jahrestag des Syrien-Konflikts: 10 Millionen Menschen sind den Risiken von Kriegsresten ausgesetzt
Nach acht Jahren Konflikt sind 70 Prozent der Bevölkerung in Syrien immer noch auf humanitäre Nothilfe angewiesen.
Khaled war erst ein Jahr alt, als er bei einer Bombardierung in Syrien sein Bein verlor. | © P.Poulpiquet/HI
Es ist überlebenswichtig, den Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen zu ermöglichen. Gleichzeitig verhindert die Verseuchung des Landes mit explosiven Kriegsresten - beispiellos in der Geschichte der Minenräumung - die Rückkehr der Bevölkerung und erschwert den Wiederaufbau des Landes erheblich.
Anlässlich dieses schrecklichen Jahrestages fordert Handicap International (HI) alle Staaten auf, eine politische Erklärung zu Beendigung des Einsatzes von Explosivwaffen in besiedelten Gebieten auszuarbeiten, und bittet die Öffentlichkeit, ihre Petition "Stop Bombing Civilians" zu unterschreiben.
Seit 2011 haben massive Bombardierungen in den bewohnten Gebieten schreckliche humanitäre Folgen: zerrissene Familien, lebensverändernde Verletzungen, psychologische Traumata, Zwangsvertreibung, Zerstörung lebenswichtiger Infrastrukturen (Krankenhäuser, Häfen, Brücken usw.) und wachsende Armut. Zwischen 2011 und 2018 wurden fast 80'000 Menschen durch Explosivwaffen getötet oder verletzt. 87 Prozent davon waren Zivilisten1.
Der intensive Einsatz von Explosivwaffen in besiedelten Gebieten hat die lebenswichtige Infrastruktur und Wirtschaft des Landes zerstört: 80 Prozent der Syrer leben derzeit unterhalb der Armutsgrenze. Anhaltende Angriffe auf medizinische Einrichtungen haben die gesundheitliche Versorgung erheblich erschwert. Die Zahl der Menschen, die aufgrund der Konflikte wegen Verletzungen oder Behinderungen medizinisch versorgt werden müssen, hat zugenommen.
Eine beispiellose Verseuchung mit explosiven Kriegsresten
Die Bombenanschläge hinterlassen ausserdem ein tödliches Erbe: die Verseuchung mit explosiven Kriegsresten. Mehr als 10 Millionen Menschen sind den Risiken von Kriegsresten ausgesetzt2. 187 Umfragen, die von humanitären Organisationen im Jahr 2018 durchgeführt wurden, zeigen, dass mehr als 80 Prozent der Befragten Zeugen von Bombenanschlägen oder Kämpfen geworden sind. Alle berichten über Vorfälle im Zusammenhang mit der Verseuchung durch explosive Kriegsreste.
„Wir sind fassungslos über das Ausmass der Verseuchung mit explosiven Kriegsresten in Syrien. Es wird Jahrzehnte dauern, bis das Land davon befreit ist. Die Konfliktparteien müssen den Einsatz von Explosivwaffen in bevölkerten Gebieten unverzüglich einstellen. Humanitäre Minenräumungen müssen in den Provinzen, in denen sie bereits durchgeführt werden können, rasch umgesetzt werden. Minenräumung, Risikoaufklärung, Opferhilfe und Notfallversorgung sind für die Bevölkerung von entscheidender Bedeutung."
Thomas Hugonnier, Programmdirektor Mittlerer Osten bei HI
Laut einer im Juli 2018 veröffentlichten Untersuchung des Hochkommissars der Vereinten Nationen für Flüchtlinge ist die Verunreinigung mit explosiven Kriegsresten eines der grössten Hindernisse für die Rückkehr von Vertriebenen. Sie erschwert darüber hinaus den Wiederaufbau des Landes und die Wiederherstellung des wirtschaftlichen und sozialen Gefüges.
Kampagne zu „Stop bombing civilians“!
Im Rahmen ihrer Kampagne "Stop Bombing Civilians" fordert HI alle Staaten auf, eine politische Erklärung zur Beendigung des Einsatzes von Explosivwaffen in besiedelten Gebieten auszuarbeiten. Der Schutz der Zivilbevölkerung in Konfliktgebieten muss verbessert und den Opfern geholfen werden. Die Organisation bittet die Öffentlichkeit, ihre internationale Petition zu diesem Thema zu unterschreiben. 463'000 Unterschriften wurden schon gesammelt.
HI und die syrische Krise
HI arbeitet seit 7 Jahren mit syrischen Flüchtlingen in Jordanien und im Libanon mit psychosozialer Unterstützung und Rehabilitationsprojekten.
1Action on Armed Violence (AOAV), 2017.
2Laut Organisationen die in der Minenräumung in Syrien aktiv sind.
Nehmen Sie mit uns Kontakt auf
Nadia Ben Said
Verantwortliche Medien
(FR/DE/EN)
Tel : +41 22 710 93 36
[email protected]