Unsere Geschichte

Alles begann im Grenzgebiet zwischen Kambodscha und Thailand im Flüchtlingslager Khao-I-Dang, in dem Tausende von Flüchtlingen untergebracht waren. Die Ungerechtigkeit, die die Opfer von Landminen – fast alle Zivilisten – erlebten, war in den Augen der jungen französischer Ärzte riesig. Dennoch wurden die besonderen Bedürfnisse der Opfer bei humanitären Hilfseinsätzen nicht berücksichtigt.
Der erste von diesen Ärzten lancierte Einsatz zielte auf die Schaffung von Werkstätten zur Herstellung von Hilfsmitteln aus vor Ort verfügbaren Materialien ab. Unsere Organisation entstand somit daraus, dass sich die Ärzte weigerten, sich der Untätigkeit und den Standardreaktionen hinzugeben, die nicht an die Realitäten vor Ort angepasst waren.

© Handicap International

1984 wurde in einem Dorf im angolanischen Busch eine Werkstatt für Hilfsmittel und Rehabilitation eröffnet, in der 350 Menschen mit Behinderungen betreut wurden. Wir bildeten lokale Teams in der Herstellung von Prothesen aus Bambus, Leder, Holz und Stahl aus. Unsere Organisation vermittelte den Teams auch Grundkenntnisse in Anatomie, häufigen Krankheiten und Rehabilitation.

© Handicap International

In den 1980er- und 1990er-Jahren forderten Landminen jährlich durchschnittlich 26’000 Opfer. Zudem waren es überwiegend Frauen und Kinder. Empört über diese Ungerechtigkeit gründeten wir 1992 zusammen mit fünf anderen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) die Internationale Kampagne zum Verbot von Landminen (ICBL).

Beginn der humanitären Minenräumung
Wir starteten unsere ersten humanitären Minenräumeinsätze, um Gebiete, die mit Landminen und Kriegsmunitionsrückständen kontaminiert waren, freizuräumen.

© John Rodsted / HI

Nach dem Völkermord an den Tutsi waren wir in Ruanda tätig, um Nahrungsmittel zu verteilen und Rehabilitationsprojekte auf die Beine zu stellen. Sehr bald haben wir den Einsatz um psychologische Unterstützung erweitert.

© HI

Unsere Organisation wuchs und stärkte ihr Netzwerk, indem sie ihre internationale Erfahrung ausbaute. Fünf neue Organisationen werden gegründet, darunter HI Schweiz. Alle verfolgen die gleichen Ziele, organisieren Spendenaktionen und leiten Aktivitäten auf internationaler Ebene.

© Carole Parodi / HI

Nach fünf Jahren unermüdlichen Einsatzes errang die Internationale Kampagne zum Verbot von Landminen (ICBL) einen deutlichen Sieg: die Unterzeichnung des Übereinkommens über das Verbot von Antipersonenminen, auch Ottawa-Vertrag genannt. Der erste Vertrag, der einen konventionellen Waffentyp verbietet. Bis heute haben sich 164 Staaten mit der Unterzeichnung des Übereinkommens dazu verpflichtet, keine Minen mehr einzusetzen, herzustellen oder zu erwerben.

Das Kunstwerk Broken Chair von Daniel Berset entstand aus unserem Wunsch heraus, die Staaten und die öffentliche Meinung anlässlich der Unterzeichnung des Ottawa-Vertrags zu sensibilisieren. Es steht auf dem Place des Nations vor der UNO in Genf.
Mehr über den Broken Chair.

Im gleichen Jahr erhielt unsere Organisation zusammen mit anderen Mitgliederorganisationen der ICBL den Friedensnobelpreis. Der Nobelpreis belohnt die Beharrlichkeit zivilgesellschaftlicher Organisationen, denen es gelungen war, Druck auf die Staaten auszuüben, damit diese den Ottawa-Vertrag unterzeichneten. Damit legten sie den Grundstein für eine neue Form der Diplomatie.

© ICBL

Das am 13. Dezember 2006 verabschiedete Internationale Abkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen ist ein Meilenstein in der Stärkung der Rechte von Menschen mit Behinderungen (schätzungsweise 15 % der Weltbevölkerung).
Wir haben bei der Ausarbeitung dieses Übereinkommens eine wichtige Rolle gespielt.

© C. Dixon / HI

Das am 3. Dezember 2008 unterzeichnete Abkommen über das Verbot von Streumunition, auch Oslo-Abkommen genannt, ist ein grosser Erfolg für das Verbot dieser konventionellen Waffen. Es untersagt die Verwendung, Herstellung, Weitergabe und Lagerung von Streubomben. Darüber hinaus verpflichtet das Abkommen die Staaten, vorhandene Bestände zu vernichten, kontaminierte Gebiete zu säubern und die Opfer zu unterstützen. Insgesamt 94 Staaten haben es unterzeichnet. Es trat im Februar 2010 in Kraft, nachdem es von 30 Staaten ratifiziert wurde.

© Kilian Munch

Als sich am 12. Januar 2010 das schwerwiegende Erdbeben ereignete, waren wir schon in Haiti im Einsatz. Dadurch konnten wir bereits einen Tag nach der Katastrophe eingreifen, bei der mehr als 220’000 Menschen ihr Leben verloren. Es wurden beispiellose Mittel eingesetzt: Es handelte sich dabei um unseren bisher grössten Einsatz – das Team vor Ort umfasste zeitweise fast 600 Personen.

© William Daniels / HI

2011 wurde uns der Conrad-N.-Hilton-Preis uns für unser Engagement für Menschen mit Behinderungen verliehen, die in Armut, Ausgrenzung, Konflikten oder Naturkatastrophen leben. Dieser Preis zeichnet die innovative Arbeit unserer Organisation vor Ort sowie ihre Plädoyer-Arbeit aus, die es Millionen von Menschen ermöglicht, ihr Leben wieder selbstständig zu führen.

© Conrad N. Hilton Foundation

Der 2012 ausgebrochene Syrienkonflikt zwang Millionen von Menschen zur Flucht in Nachbarländer, wo sie in extremer Armut leben. Gleich zu Beginn der Krise begannen wir einen gross angelegten Notfalleinsatz, der mehrere hundert Personen in einem instabilen und unsicheren Umfeld betraf.

© Layla Aerts / HI

90 % der Opfer von Bombenangriffen auf Wohngebiete sind Zivilisten. Wir weigern uns, diese schreckliche Bilanz untätig zu akzeptieren, weshalb wir die Kampagne «Stop Bombing Civilians» ins Leben gerufen haben. Ziel ist es, Druck auf die Staaten auszuüben, damit sie sich einer politischen Erklärung anschliessen, die den Einsatz von Explosivwaffen in Wohngebieten verbietet.

© Valentina Sulmoni / HI

Anlässlich unseres 35-jährigen Bestehens änderte unser weltweites Netzwerk einen neuen Namen an und wird in einigen Ländern zu «Humanity & Inclusion». Der neue Name betont die Menschlichkeit als unseren wichtigsten Wert und stellt die Inklusion von Menschen mit Behinderungen und gefährdeten Bevölkerungsgruppen als unser zentrales Anliegen heraus. In der Schweiz behielten wir unseren ursprünglichen Namen: Handicap International.

Im Jahr 2020 wurden uns von der Europäischen Union zwei Horizon-Preise verliehen. Sie zeichnen Initiativen aus, die mit «High-Tech-Projekten und nachhaltiger humanitärer Hilfe» die Bewältigung der grössten humanitären Krisen ermöglichen. Diese Preise heben unsere Innovationsfähigkeiten hervor und zeigen, dass wir in der Lage sind, vor Ort pragmatische Lösungen zu finden, die in Entwicklungsländern, Konfliktsituationen oder bei Katastrophen die erhoffte Wirkung bringen.

© European Union 2020

Nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine am 24. Februar 2022 leisteten wir trotz starker logistischer und sicherheitstechnischer Einschränkungen sektorübergreifende Hilfe für die betroffenen Menschen. Wir stellten sicher, dass die Bedürfnisse der Schwächsten berücksichtigt werden. Mehr als 200 Fachkräfte setzten sich vor Ort für Menschen mit Behinderungen, ältere Menschen und kranke Menschen ein, deren Gesundheit und Überleben am meisten in Gefahr ist.

© T. Nicholson / HI

Am 18. November 2022 haben 83 Länder in Dublin eine politische Erklärung gegen den Einsatz von Explosivwaffen in Wohngebieten, d. h. gegen die Bombardierung von Zivilisten verabschiedet. Dies ist ein historischer Sieg, zu dem wir einen grossen Teil beigetragen haben.
Mit der Unterzeichnung dieser Erklärung erkennen die Staaten zum ersten Mal das Ausmass der Verwüstung an, die die Bombardierung von Städten verursacht. Sie verpflichteten sich förmlich, den Einsatz von Explosivwaffen in bevölkerten Gebieten einzuschränken. Sie haben versprochen, die Opfer zu unterstützen und die langfristigen Folgen der Zerstörung der zivilen Infrastruktur zu berücksichtigen. Vor allem aber haben sie vereinbart, sich regelmässig zu treffen, um die Fortschritte bei der Umsetzung dieser Verpflichtungen zu verfolgen. Dies ist ein wichtiger Durchbruch für den Schutz von Zivilisten in Konflikten.

© G. Lordet / HI

Erfahren Sie mehr über die verschiedenen Länder, in denen unsere Projekte in der Entwicklungsarbeit oder als Nothilfe in Krisensituationen (Konflikte, Naturkatastrophen) laufen: Unsere Einsatzländer.

© Benoit Darrieux / HI