20. Jahrestag der Unterzeichnung des Landminenverbots

Es ist genau 20 Jahre her, seit am 3. und 4. Dezember 1997 das Engagement vieler Organisationen, darunter auch dem Vorreiter Handicap International, zur Unterzeichnung des Ottawa-Vertrags führte. Dieser Vertrag verbietet Antipersonenminen weltweit.

Unser Engagement

Im Jahr 1992 weitete Handicap International das Engagement für Menschen mit Behinderung aus. So gründete HI gemeinsam mit fünf anderen Nichtregierungsorganisationen die Internationale Kampagne für ein Verbot von Landminen (ICBL), die in 27 Ländern vertreten ist. Dieser Koalition schlossen sich schnell über 1.000 Organisationen aus rund 60 Ländern an. Der Zusammenschluss dieser Organisationen, ihr gemeinsamer Einsatz sowie eine noch nie da gewesene Mobilisierung der Zivilgesellschaft führten 1997 zur Annahme des Ottawa-Vertrags. Er bildet den weltweit ersten Verbotsvertrag einer konventionellen Waffe.

Für die gemeinsam geleistete Arbeit wurde Handicap International zusammen mit der Kampagne für ein Verbot von Landminen 1997 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Im selben Jahr errichtete Handicap International auf der Place des Nations, genau gegenüber der Vereinten Nationen in Genf, ein Symbol für die zahlreichen Opfer von Landminen: den Broken Chair. Heute, 20 Jahre später, zählt dieses Symbol zu einem der meistbesuchten und meistfotografierten künstlerischen Denkmäler von Genf.


© Molly Feltner / Handicap International

Der Vertrag über das Verbot von Antipersonenminen


Die Unterzeichnung des Vertrags

Der Vertrag über das Verbot von Antipersonenminen wurde im September 1997 in Oslo angenommen. Zu seiner Unterzeichnung am 3. und 4. Dezember 1997 in Ottawa kamen hunderte internationale politische Führungskräfte und prominente Vertreter der Zivilgesellschaft zusammen, um der Annahme dieses historischen humanitären Abrüstungsvertrags durch die internationale Gemeinschaft beizuwohnen. Der Ottawa-Vertrag wurde zum ersten völkerrechtlichen Instrument, das auch auf die Bedürfnisse der Opfer und Überlebenden eingeht.

 

Die Bestimmungen des Vertrags

Ziel des Ottawa-Vertrags ist es, „das Leiden und Sterben zu beenden, das durch Anti-Personenminen verursacht wird, die jede Woche Hunderte von Menschen, überwiegend unschuldige, wehrlose Zivilpersonen und insbesondere Kinder, töten oder verstümmeln, die wirtschaftliche Entwicklung und den Wiederaufbau behindern, die Rückführung von Flüchtlingen und die Rückkehr von Binnenvertriebenen erschweren und noch Jahre nach ihrer Verlegung weitere schwerwiegende Folgen nach sich ziehen.“

Jeder Staat, der den Vertrag angenommen hat, verpflichtet sich, „unter keinen Umständen jemals Anti-Personenminen einzusetzen; Anti-Personenminen zu entwickeln, herzustellen, auf andere Weise zu erwerben, zu lagern, zurückzubehalten oder an irgendjemanden unmittelbar oder mittelbar weiterzugeben; irgendjemanden in irgendeiner Weise zu unterstützen, zu ermutigen oder zu veranlassen, Tätigkeiten vorzunehmen, die einem Vertragsstaat aufgrund dieses Übereinkommens verboten sind“ und „alle Anti-Personenminen nach Massgabe dieses Übereinkommens zu vernichten oder deren Vernichtung sicherzustellen.“

 

Wirkung und Erfolge des Vertrags

Der Erfolg des Ottawa-Vertrags in den letzten 20 Jahren ist unbestritten. Heute zählen 162 Staaten zu den Vertragsstaaten, das sind über 80 Prozent aller Staaten weltweit. 28 Staaten und ein weiteres Gebiet haben ihre Entminungsaktivitäten erfolgreich abgeschlossen, seit der Vertrag 1999 in Kraft getreten ist. Mindestens 2.200 km² verminter Gebiete wurden geräumt, das entspricht fast zweimal der Größe von London; 51 Millionen von Staaten gelagerte Landminen wurden zerstört. Die Verwendung von Antipersonenminen ist seither weltweit weitgehend stigmatisiert.

Die jährliche Anzahl der registrierten Opfer ging nach Inkrafttreten des Vertrags 1999 auf ein Zehntel der früheren Zahl zurück: Sie sank von fast 30.000 Opfern jährlich in den frühen neunziger Jahren auf 3.353 Opfer im Jahr 2013. Die große Mehrheit der Opfer von Antipersonenminen sind Zivilistinnen und Zivilisten (78 Prozent im Jahr 2015).

 

Antipersonenminen sind weiterhin eine Gefahr

 


© Jules Tusseau / Handicap International

Anstieg der Opferzahlen

Laut Bericht des Landmine Monitors 2016 scheint die Anzahl der Opfer von Antipersonenminen seit 2014 wieder stark anzusteigen, nachdem sie sich fast zwei Jahrzehnte lang regelmässig auf niedrigem Niveau befand. Demnach haben sich die Opferzahlen zwischen 2014 und 2015 aufgrund der andauernden Konflikte in Syrien, im Irak und im Jemen verdoppelt. Aktuell gibt es mehr als 20 Opfer jeden Tag. Dies ist nicht nur für die Überlebenden eine Tragödie, sondern auch für ihre Familien und die ganzen Gemeinschaften, in denen sie leben. 80 Prozent der Opfer kommen aus der Zivilbevölkerung; 40 Prozent sind Kinder. Auch heute sind immer noch mehr als 60 Länder mit Antipersonenminen verseucht. 

 

Produktion von Antipersonenminen

Obwohl kein internationaler Handel mit Antipersonenminen mehr bekannt ist, gelten 11 Länder nach wie vor als Hersteller von Antipersonenminen; vier von ihnen produzieren die Waffen noch aktiv. Darüber hinaus ist ein weiterer Trend besorgniserregend: Der Landmine Monitor hat seit seinem ersten Bericht im Jahr 2000 noch nie so viele Opfer selbstgebauter (improvisierter) Landminen gezählt wie heute.

„Landminen sind in 63 Ländern und Gebieten präsent und töten und verwunden dort weiterhin. Fast jede Stunde wird weltweit ein neues Opfer dieser Waffen gezählt, “ erklärt Anne Héry, Kampagnenleiterin bei Handicap International. „Über drei Viertel dieser Opfer sind Zivilisten, ein Drittel sind Kinder. Im Jahr 2015 wurden weitaus mehr improvisierte Landminen und Sprengkörper, die wie Landminen wirken, verwendet. Auch wenn wir unbestreitbare Fortschritte im Kampf gegen Landminen beobachten können, ist unser Engagement noch lange nicht vorbei. Wir müssen bei dieser Waffe wachsam bleiben und alle Staaten weiterhin mobilisieren, um die verseuchten Gebiete von Landminen zu befreien und die Opfer langfristig zu unterstützen.“

 

Machen Sie mit beim 20-jährigen Jahrestag des Landminenverbots

Zur Feier des 20-jährigen Jahrestags des Vertrags organisieren Handicap International, das Genfer Internationale Zentrum für Humanitäre Minenräumung und die ständige Einheit der Vereinten Nationen zur Umsetzung der Konvention über das Verbot von Antipersonenminen (Implementation Support Unit) eine gemeinsame Ausstellung in Genf. Diese wird vom 27. November bis 3. Dezember 2017 am Rond-Point de Plainpalais und vom 4. bis 11. Dezember auf der Place des Nations stattfinden.

Am 4. Dezember wird um 13 Uhr eine Vernissage auf der Place des Nations abgehalten, bei der das Team von Handicap International Schweiz dabei sein wird und Ihnen gerne zur Verfügung steht.

Für weitere Informationen zu dieser Veranstaltung besuchen Sie unsere Veranstaltungsseite oder lesen Sie unsere Pressemitteilung.