Lara: Leben mit Zerebralparese im Gaza-Krieg
Die achtjährige Lara wurde mit einer zerebralen Lähmung geboren. Sie erlebt die verheerenden Auswirkungen des Krieges in Gaza.
Lara bei einer Freizeitaktivität, die von unserer Organisation organisiert wird. | © HI
Seit der Eskalation der Gewalt zwischen Israel und der Hamas wurden in Gaza mindestens 41’615 Palästinenser:innen durch die anhaltenden Bombardements der israelischen Streitkräfte getötet und rund 96’359 verletzt. Die israelische Offensive folgte auf den massiven Angriff der Hamas am 7. Oktober, bei dem 1200 Israel:innen getötet und 240 Israel:innen und Ausländer:innen als Geiseln genommen wurden.
Mehrfach vertrieben
Lara wurde mit einer zerebralen Lähmung geboren. Sie hat neun Geschwister. Ihre Eltern, die um die 40 Jahre alt sind, stammen aus Beit Hanoun im nördlichen Gazastreifen. Die Familie musste mehrmals vor Bombenangriffen und Granatbeschuss flüchten und alles zurücklassen. Dabei wurde Lara jedes Mal von ihrem Vater Zuhair auf den Schultern getragen.
Die Familie lebt nun in der Al-Aqsa-Universität in Gaza-Stadt, die in ein Lager für Binnenvertriebene umgewandelt wurde.
Bei ihrer Ankunft hatten sie Schwierigkeiten, einen privaten Raum für die Familie zu finden. Zuhair musste sich auf die Suche nach Zelten und Decken begeben, eine erschreckende und anstrengende Erfahrung.
«Wir fanden schliesslich einen Unterschlupf, mussten aber im Freien schlafen, bis wir einen Platz im Lager bekamen. Ich muss Lara immer auf meinen Schultern tragen, wenn sie auf die Toilette muss»,
erklärt Zuhair, Laras Vater.
Den Kindern die Angst nehmen
Vor dem Krieg ging Lara zur Schule. Sie besuchte die Grundschule. Ihr Zuhause vermisst sie sehr.
«Ich würde gerne wieder zur Schule gehen, weil ich gerne lese. Mein Traum ist es, einmal Ärztin zu werden»,
erzählt sie.
Als unsere Mitarbeitenden ins Lager kamen, um Freizeitaktivitäten zu organisieren, war Lara begeistert und wollte wie alle anderen Kinder mitmachen.
«Lara schläft neben mir. An diesem Tag hat sie mich früh geweckt und mich gebeten, sie zu den Aktivitäten zu bringen. Wir brauchen mehr solche Freizeitaktivitäten. Wenn Kinder nichts zu tun haben, werden sie deprimiert. Wir müssen ihnen ihre Lebensfreude zurückgeben», sagt Zuhair.
Lara will alle Spiele lernen und Spass haben wie jedes andere Kind.
Menschen mit Behinderungen im Krieg
Bewaffnete Konflikte sind für Erwachsene und Kinder mit Behinderungen besonders schrecklich. In Gaza sind sie stark vom Konflikt betroffen, was dazu führt, dass immer mehr von ihnen verlassen, verletzt oder getötet werden. Die Blockade der Hilfslieferungen schränkt ihren Zugang zu lebenswichtigen Ressourcen wie Lebensmitteln, Wasser, Unterkünften und Medikamenten ein und erhöht ihre Verwundbarkeit.
Menschen mit Behinderungen, insbesondere diejenigen, die innerhalb ihres Landes vertrieben und von ihren Betreuerinnen und Betreuern getrennt wurden, verlieren häufig ihre Mobilitätshilfen, was eine Evakuierung oder Flucht vor Gewalt fast unmöglich macht. Die Unzugänglichkeit informeller Unterkünfte verschärft ihre ohnehin schlechten Lebensbedingungen, während Menschen mit psychosozialen Beeinträchtigungen sowohl von Notunterkünften als auch von Gesundheitsdiensten ausgeschlossen bleiben.
Aufruf zum sofortigen Waffenstillstand
Unsere Organisation ist alarmiert über die sehr hohe Zahl ziviler Opfer, das Fehlen eines sicheren humanitären Zugangs und die begrenzte Zahl von Lastwagen, die täglich in den Gazastreifen gelangen können. Gemeinsam mit mehr als 800 anderen Organisationen fordern wir einen sofortigen Waffenstillstand, um das Leiden zu beenden und die Versorgung der betroffenen Bevölkerung mit humanitärer Hilfe zu gewährleisten.
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Nadia Ben Said
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