Wassermangel und Konflikte destabilisieren Äthiopien

Äthiopien

Wir setzen uns in Äthiopien dafür ein, dass auch besonders schutzbedürftige Menschen Nothilfe erhalten. Ausserdem versorgen wir unterernährte Kinder mit stimulierenden physiotherapeutischen. Übungen, um zu verhindern, dass sie in ihrer Entwicklung zurückbleiben. Das Land wird derzeit von einer Dürre und Konflikten in der Region erschüttert. Fabrice Vandeputte, Leiter der Programme von Handicap International in Äthiopien, erklärt mehr zur Lage vor Ort.

Schule von Bilisuma in der Region Oromia, Gegend von Ost-Haraghe im Distrikt Fedis (Äthiopien)

Schule von Bilisuma in der Region Oromia, Gegend von Ost-Haraghe im Distrikt Fedis (Äthiopien) | (c) Handicap International

Die Dürre im Osten und Südosten Äthiopiens die Hirtenvölker am schwersten. Durch den Wassermangel sind sie dazu gezwungen, ihre Herden aus Kühen oder Schafen an andere Orte zu verlagern. Dies erzeugt wiederum Spannungen mit Dorfbewohnern, die plötzlich ihr Weideland und ihre Wasserstellen mit ihnen teilen müssen.

Schutzbedürftige Kinder

Viele Schulen schliessen. Doch selbst wenn sie geöffnet bleiben, gehen viele Kinder nicht hin, weil sie Wasser holen müssen. Es kann Stunden dauern, einen Brunnen zu erreichen. Vor ein paar Tagen habe ich die Schule von Bilisuma besucht. Der nächste Brunnen liegt 10 Kilometer entfernt.

Wir besuchen Schulen, um die Schülerinnen und Schüler zu informieren. Wir klären sie über häusliche und sexuelle Gewalt auf, einem bedeutenden Problem in dieser Region. Man würde es nicht für möglich halten, dass hier eine Verbindung zur Dürre besteht, aber so ist es: Unter solch schwierigen Umständen müssen viele Kinder die Schule verlassen, um häusliche Arbeiten zu verrichten, zum Beispiel nach Wasser zu suchen. Das macht sie schutzbedürftiger und setzt sie vielen Gefahren aus. Wir arbeiten mit der Polizei, dem Justizministerium und Gesundheitseinrichtungen zusammen, um Fälle von Missbrauch und Gewalt effektiv anzugehen.

Grundlegende Bedürfnisse: Wasser und Nahrungsmittel

Weil die Ernten in manchen Teil Äthiopiens schlecht ausfielen, sind auch Nahrungsmittel derzeit Mangelware. Und die kurze Regenzeit, die normalerweise Anfang März beginnt, hat noch nicht eingesetzt. Dieser Regen ist entscheidend für die nächste Ernte in drei Monaten. Etwa 5,5 Millionen Menschen sind von der Nahrungskrise betroffen, das sind 5 Prozent der äthiopischen Bevölkerung.

In der östlichen Region Dire Dawa setzen wir mehrere Aktivitäten um, die mit der Dürre zu tun haben: In 100 Dörfern stellen wir sicher, dass die Massnahmen, die die Dorfbevölkerung zur Bewältigung der Klimakrise findet, auch Menschen mit Behinderung einschliessen. Wenn die Bewohner zum Beispiel dürre-resistentes Saatgut erhalten, prüfen wir, ob sie auch an Menschen mit Behinderung verteilt werden. Und wenn Überschwemmungen drohen, benutzen wir Flaggen, um hörbehinderte Menschen von den Gefahren zu warnen. Zudem verteilen wir Krücken, Rollstühle usw., sodass sie sich freier bewegen und auf den Feldern arbeiten können wie alle anderen auch.

Flüchtlingslager

Eine weitere Besonderheit in Äthiopien ist, dass Hunderttausende Flüchtlinge, meist aus dem Südsudan, Eritrea und Somalia, im Land leben, weil sie vor dem Bürgerkrieg und Hunger in ihrer Heimat geflohen sind.

Die Region Gambella im Westen ist zwar nicht von der Dürre betroffen, beherbergt aber derzeit über 250.000 südsudanesische Flüchtlinge, die dem Krieg und Hunger entkommen wollten. In diesen Camps werden wir ab Mai stimulierende Physiotherapie für schwer unterernährte Kinder unter fünf Jahren anbieten. So können wir sie davor bewahren, dass sie durch die Mangelernährung zusätzliche Entwicklungsstörungen oder gar bleibende Behinderungen entwickeln.

Ausserdem werden wir sicherstellen, dass Wasserstellen und sanitäre Einrichtungen auch für Menschen mit eingeschränkter Mobilität zugänglich sind.

 

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10 April 2017
Einsatzländer

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