Ein Tag im Leben unserer Minenräumer:innen
Schlüpfen Sie in die Schutzkleidung unserer Minenräumer:innen im Senegal und erleben Sie einen Tag an ihrer Seite
Unser Team im Senegal wartet darauf, mit der Minenräumung zu beginnen | © A. Stachurski / HI
Aufstehen im Morgengrauen
Die Entminungsteams starten früh, um vor der grössten Hitze fertig zu sein. Erster Schritt im Büro: Material in die Fahrzeuge laden, um ins 40 Minuten entfernte Dorf Kouring zu fahren. In der Casamance gibt es auch heute noch viele gefährliche Gebiete, die mit Sprengkörpern verseucht sind. Zusätzlich zu den berufsbedingten Risiken waren die Minenräumer:innen bis vor Kurzem mit der Bedrohung durch bewaffnete Gruppen konfrontiert. Um solchen Vorfällen vorzubeugen, stellen wir sicher, dass alle notwendigen Massnahmen getroffen werden, um die Sicherheit unserer Teams zu gewährleisten.
Nach der Ankunft sind alle eifrig damit beschäftigt, das Camp einzurichten. Dann gilt es ernst: Der Teamleiter erinnert an den Kontext und die Ziele des Tages und teilt die Teams ein.
Manuelle Minenräumung: ein Knochenjob
Es ist erst 8.30 Uhr und schon über 30 Grad heiss. Um sicher arbeiten zu können, ist die rund zehn Kilogramm schwere Schutzausrüstung unverzichtbar.
In Kouring führen unsere Teams eine vollständige Minenräumung der Strassen an einem Handelsknotenpunkt im Herzen der Region durch, der durch die Bedrohung durch Minen unsicher geworden ist. Insgesamt wird unser Team dort 3500 Quadratmeter dieser für die Bevölkerung strategisch wichtigen Verkehrsachsen sichern. Dafür muss jeder Quadratzentimeter Boden kontrolliert werden.
Die Minenräumer:innen arbeiten zu zweit: Abwechselnd kniet jeder in seinem etwa einen Meter breiten Arbeitskorridor und entfernt zunächst vorsichtig die Vegetation und das Laub, das den Boden bedeckt. Dann ist es Zeit für die Sonde, die alle zwei Zentimeter bis zur Handfläche hineingedrückt wird. Danach wird mit einer kleinen Schaufel der sondierte Teil des Bodens abgetragen ... und ein paar Zentimeter weiter wieder von vorne begonnen.
Nach 30 Minuten erfolgt die Ablösung. Währenddessen läuft ein:e Aufseher:in durch die Korridore und sorgt für die Sicherheit der Teams.
Mechanische Minenräumung: wertvolle Hilfe durch Maschinen
Nach einigen Ablösungen geht es in die Pause. Man unterhält sich, ruht sich aus und erholt sich bei einem Kaffee oder einer kühlen Limonade. Dann heisst es wieder anziehen und weiterarbeiten. Im Senegal führen wir auch mechanische Minenräumung mit einem Digger durch.
Die ferngesteuerte Maschine pflügt mit einer Minenfräse den Boden um und sprengt die Sprengsätze oder bringt sie an die Oberfläche, wo sie von den Minenräumer:innen entschärft werden können. Sie kann zwischen 300 und 1800 Quadratmeter pro Stunde bearbeiten. In Gebieten, in denen eine dichte Vegetation die manuelle Minenräumung erschwert, ermöglicht die Maschine den Teams auch, sich von potenziellen Bedrohungen wie Schlangen, Ameisen oder Skorpionen fernzuhalten.
Zerstörung eines Raketenkopfes
Plötzlich kommt ein Anruf: Eine Kollegin hat gerade einen verdächtigen Gegenstand gefunden. Während der Teamleiter den Gegenstand identifiziert und den Korridor sichert, ziehen sich alle anderen in den Rastplatz zurück. Die Meldung wird bestätigt: Es handelt sich um einen Raketenkopf. Es wird beschlossen, ihn an Ort und Stelle zu zerstören.
Vor der Zerstörung müssen die Dorfbewohner:innen gewarnt und das Gebiet gesichert werden. Die Gemeindebeauftragten machen sich auf den Weg, um die Einwohner:innen zu informieren, damit sie in sicherer Entfernung bleiben.
In der Zwischenzeit bauen die Teams die Vorrichtung auf, die den Raketenkopf sicher zur Explosion bringt. Mit Erde gefüllte Säcke werden um und auf den Raketenkopf gelegt, während eine lange Schnur ausgerollt wird, die ihn mit einem Zünder verbindet. Das medizinische Team positioniert sich am Eingang des Sicherheitsbereichs, um im Notfall eingreifen zu können.
Schliesslich drückt ein Kollege zum vereinbarten Zeitpunkt auf den Zünder. Kaum eine Sekunde vergeht, bis die Erde bebt und ein lautes «Bumm» zu hören ist. Es ist vollbracht, der Raketenkopf ist zerstört! Ein Team überprüft, ob keine gefährlichen Bruchstücke übrig geblieben sind.
Jeder zerstörte Sprengkörper ist eine Bedrohung weniger für die Bewohner:innen. Seit Beginn der Minenräumung im Juli 2023 haben unsere Teams 15 Sprengkörper zerstört und 3407 Quadratmeter entmint.
Wohlverdienter Feierabend
Am Nachmittag ruft der Teamleiter alle zur Nachbesprechung zusammen. Nachdem der Rastplatz geräumt ist, macht sich der Konvoi wieder auf den Weg nach Ziguinchor, wo sich das Team für den nächsten Tag stärkt.
In der Casamance im Süden Senegals sind infolge des Konflikts schätzungsweise noch 1’200’000 Quadratmeter Land mit Blindgängern verseucht. Im Mai 2022 haben wir die Minenräumung in der Casamance wieder aufgenommen, wo wir seit 2008 bereits über 900’000 Quadratmeter Land geräumt haben. Mit den beiden laufenden Projekten werden bis 2025 weitere 800’000 Quadratmeter Land entmint.
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Nadia Ben Said
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