Intensiver Einsatz von Drohnen und Raketen in der Ukraine: Handicap International warnt vor verheerenden Folgen für die Zivilbevölkerung

Minen und andere Waffen
Ukraine

Bei einem Raketenangriff im Zentrum der ukrainischen Stadt Sumy kamen am Sonntag, 13.April, mindestens 34 Menschen ums Leben.

Ein zerstörtes medizinisches Zentrum

Ein zerstörtes medizinisches Zentrum in der Stadt Charkiw | © Marie Monier / HI

Handicap International warnt seit Jahren vor den verheerenden Auswirkungen von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten und verurteilt deren Einsatz entschieden. Diese Waffen töten und verletzen die Zivilbevölkerung und zerstören lebenswichtige Infrastrukturen und Dienstleistungen.1

«Seit Februar 2022 wurden in der Ukraine 42’505 Zivilpersonen getötet oder verletzt. Die überwiegende Mehrheit der zivilen Opfer (94 %) ist in den von der Ukraine kontrollierten Gebieten zu verzeichnen, wo auch der Grossteil der Zerstörungen an lebenswichtiger Infrastruktur (Bildung, Gesundheit) stattfindet.» 

«Der weitverbreitete Einsatz von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten und das daraus resultierende Leid der Zivilbevölkerung haben zu einer der grössten humanitären Krisen Europas geführt. Aktuell sind 12,7 Millionen Menschen in der Ukraine auf humanitäre Hilfe angewiesen», erklärt Elliot de Faramond, Leiter Advocacy bei Handicap International. 

Zivile Opfer durch Explosivwaffen stiegen zwischen Dezember 2024 und Januar 2025 um 40 % 

Die Bombardierung von Sumy am 13.April reiht sich in eine Serie verstärkter Luftangriffe und Artilleriebeschüsse ein, die von beiden Kriegsparteien durchgeführt werden. Von Januar bis März 2025 wurde die Zivilbevölkerung durch Luftangriffe, Bombardierungen und Raketenbeschuss besonders schwer getroffen. Allein im Januar 2025 wurden 139 Zivilpersonen getötet und 738 verletzt– ein Anstieg um 40 % gegenüber Dezember 2024. 

«Besonders verheerend ist der intensive Einsatz von Drohnen und Langstreckenraketen, die eine existenzielle Bedrohung für die Zivilbevölkerung darstellen. Seit Jahresbeginn trafen besonders schwere Angriffe die Städte Saporischschja, Charkiw und Sumy», so Elliot de Faramond. 

Der Einsatz von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten hat fatale Folgen: Zivilpersonen werden verletzt und getötet, lebenswichtige zivile Infrastrukturen und Dienstleistungen werden zerstört.2 Besonders gefährdet sind Frauen, Kinder, Menschen mit Behinderungen und ältere Menschen, die sich bei Luftangriffen oft nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Kinder sterben beispielsweise siebenmal häufiger3 an Explosionsverletzungen als Erwachsene. 

Drohnen und Raketen: zunehmende Bedrohung für die Zivilbevölkerung 

Im Januar 2025 gingen 27 % der Todesopfer und 30 % der Verletzten unter der Zivilbevölkerung auf den Einsatz von Drohnen zurück. Diese von beiden Konfliktparteien eingesetzten Flugkörper terrorisieren die Bevölkerung und blockieren den Zugang zu lebenswichtiger Infrastruktur wie Schulen und Spitälern. Besonders gefährlich sind die sogenannten «Kamikaze-Drohnen» wie die iranische Shahed, die seit September 2022 von Russland massiv eingesetzt werden. Aufgrund ihrer geringen Radarsignatur und der Explosion beim Aufprall stellen sie eine sehr grosse Gefahr für die Zivilbevölkerung dar. 

Auch die eingesetzten Raketen, insbesondere Iskander-K, Iskander-M und KH-22, sind für die Zivilbevölkerung sehr gefährlich. Sie tragen Sprengladungen von bis zu 900 Kilogramm und haben eine äusserst grosse Reichweite, sodass den Bewohner:innen oft nur wenige Minuten bleiben, um sich in Sicherheit zu bringen. 

Allein im März dieses Jahres trafen fünf Angriffe mit Kamikaze-Drohnen Wohngebäude und zivile Infrastruktur. Am 6.März schlug eine ballistische Rakete in ein Hotel ein und tötete vier Menschen, 32 wurden verletzt, darunter zwei Kinder. In Krywyj Rih trafen zwei ballistische Raketen ein Restaurant und ein Verwaltungsgebäude, verletzten 14 Zivilpersonen, darunter zwei Kinder und vier Frauen, und beschädigten neben Wohnhäusern auch Bildungseinrichtungen, Sportanlagen, Geschäfte, Fahrzeuge und eine Apotheke. 

Bereits am 24.März wurden bei einem Raketenangriff auf die Stadt Sumy über 100 Menschen getötet, fast ein Viertel davon Kinder. Diese Tragödie unterstreicht einmal mehr die unverhältnismässigen Auswirkungen des Konflikts auf die Zivilbevölkerung im nun vierten Kriegsjahr. 

1 : https://www.hi-us.org/sn_uploads/document/HI-Case-Study_Out-of-Reach-Ukraine_FINAL_Fev2024.pdf

2 : https://www.hi-us.org/sn_uploads/document/HI-Case-Study_Out-of-Reach-Ukraine_FINAL_Fev2024.pdf

3 : Explosive Weapons and the Children and Armed Conflict Agenda, Watchlist.org

16 April 2025
Einsatzländer

Nehmen Sie mit uns Kontakt auf

Nadia Ben Said
Verantwortliche Medien
(FR/DE/EN)

Tel : +41 22 710 93 36
[email protected]

HELFEN
Sie mit

Lesen sie weiter

Internationaler Tag der Minenaufklärung: Handicap International warnt vor der Rückkehr von Antipersonenminen
© Basile Barbey / HI
Minen und andere Waffen

Internationaler Tag der Minenaufklärung: Handicap International warnt vor der Rückkehr von Antipersonenminen

Am 18. März erklärten die Verteidigungsminister Polens, Litauens, Lettlands und Estlands, dass sie den Austritt ihrer Länder aus der Ottawa-Konvention über das Verbot von Antipersonenminen erwägen. Umfassende Dokumentationen belegen, dass die Zivilbevölkerung am stärksten unter diesen Waffen leidet – und das in erschreckendem Ausmass: Laut Landminen-Monitor 2024 waren 85 % der Opfer im Jahr 2023 Zivilist:innen.

Handicap International nutzt den heutigen Internationalen Tag der Minenaufklärung, um diese öffentliche Erklärung aufs Schärfste zu verurteilen und alle Vertragsstaaten des Minenverbotsabkommens aufzufordern, umgehend und entschlossen zu handeln, um eine katastrophale Verschlechterung des Schutzes der Zivilbevölkerung zu verhindern. 

Streubomben-Verbotsvertrag in Gefahr
© Philippa Poussereau / HI
Minen und andere Waffen Stop Bombing Civilians

Streubomben-Verbotsvertrag in Gefahr

Litauen wird am 6. März 2025 die Konvention über das Verbot von Streumunition verlassen. Es ist der erste Staat, der seit der Annahme des Vertrages im Jahr 2008 aus diesem und überhaupt aus einem Abrüstungsvertrag austritt. Handicap International, Gründungsmitglied der „Cluster Munition Coalition“, bedauert diese Entscheidung zutiefst und fordert Litauen auf, dem Übereinkommen wieder beizutreten. 

Trotz Kürzungen: Wir arbeiten weiter!
© T. Nicholson / HI
Gesundheit und Prävention Gesundheit und Prävention Inklusion Minen und andere Waffen Rechte von menschen mit behinderungen und politik Rehabilitation

Trotz Kürzungen: Wir arbeiten weiter!

Angesichts von Kriegen, Gewalt, Vertreibung und Naturkatastrophen benötigen immer mehr Menschen humanitäre Hilfe. Gleichzeitig werden öffentliche Gelder drastisch gekürzt. Es geht um viele Millionen Dollar, die bisher wirksam und sinnvoll in Hilfsprojekten weltweit eingesetzt wurden. Handicap International arbeitet unermüdlich weiter, um den schutzbedürftigsten Bevölkerungsgruppen zu helfen.

 

Kontakt

Handicap International Schweiz
Avenue de la Paix 11, 1202 Genf
+41 (0)22 788 70 33
[email protected]

Uns kontaktieren

IBAN: CH66 0900 0000 1200 0522 4

 
 

Suchbegriff eingeben

 
 

Unser Netzwerk

 
 

Folgen Sie uns