Spiele für unterernährte Kleinkinder mit Entwicklungsverzögerungen
Schwere Unterernährung hat das Wachstum und die Entwicklung von Sosiany verzögert. Wir setzen Stimulationstherapie und aktives Spiel ein, um Langzeitfolgen zu verhindern.
Sosiany und ihre Mutter Naliny spielen vor der Stimulationstherapie zusammen. | © Parany Photo / HI
Die Auswirkungen von Unterernährung auf Sosiany
«Als Sosiany drei Monate alt war, bemerkte ich, dass sie sich nicht normal entwickelte», erzählt ihre Mutter Naliny. «Sie war nicht in der Lage, ihren Kopf zu halten. Später, mit sechs Monaten, konnte sie sich nicht selbstständig aufsetzen.»
Besorgt brachte Naliny ihre Tochter zu einem Arzt, der feststellte, dass Sosiany schwer unterernährt war und dies ihr Wachstum und ihre Entwicklung beeinträchtigte. Nun ist sie 17 Monate alt, aber ihre geistige und motorische Entwicklung ähnelt eher der eines sechs Monate alten Babys. Diese Entwicklungsverzögerungen können sich im Laufe der Zeit verfestigen und zu bleibenden Behinderungen führen, wenn sie nicht behandelt werden.
Der Arzt verschrieb ihr «Plumpy Nut», ein Nahrungsergänzungsmittel zur Behandlung von schwer unterernährten Kindern, und verwies sie an das Rehabilitationszentrum des Regionalspitals in Tuléar, um zu prüfen, ob Sosiany von unserer Stimulationstherapie profitieren könnte.
Die frühkindliche Stimulationstherapie für unterernährte Babys und Kleinkinder ist eine Form des strategischen aktiven Spiels, das die motorischen Fähigkeiten und die kognitive Entwicklung fördert. Die Kinder werden mit Spielzeug miteinbezogen und erhalten individuelle Aufmerksamkeit. Unsere Rehabilitationsexpert*innen haben Physiotherapeut*innen in Tuléar, Madagaskar, geschult, damit sie diese Technik zusammen mit Nothilfemassnahmen gegen Unterernährung einsetzen, um Kindern die besten Überlebenschancen zu geben, ihre Lebensqualität zu verbessern und den langfristigen Folgen von Unterernährung vorzubeugen.
Als Spiel getarnte Rehabilitation
Heute nimmt Sosiany an ihrer zweiten Sitzung mit Denis teil, einem Physiotherapeuten des Rehabilitationszentrums, der im Oktober 2021 von uns in Stimulationstherapie ausgebildet wurde.
«Am Anfang lassen wir die Kinder mit dem spielen, wozu sie sich hingezogen fühlen. Das erste Ziel ist, dass sie sich wohlfühlen», erklärt Denis. «Dann wählen wir Aktivitäten, die auf das jeweilige Ziel des Kindes abgestimmt sind. Sosiany kann zum Beispiel nicht allein sitzen, also spielen wir in Positionen, die ihre Beinmuskeln trainieren und sie daran gewöhnen, länger zu sitzen.»
Jede Aktivität spielt eine spezifische Rolle in Sosianys Entwicklung. Ein Spielzeug über ihren Kopf zu halten, hilft ihr dabei, das Ausstrecken des Arms zu üben. Das Zeichnen mit Kugelschreibern und Bleistiften hilft ihr, ihr Greifvermögen zu verbessern. Einfache Handlungen, wie das Spielen mit einem Ball oder das Schieben eines Plastikautos, tragen dazu bei, ihre Bewegungen, Interaktionen und Reflexe zu entwickeln.
In jeder Sitzung erklärt Denis der Mutter, wie sie die Übungen mit ihrer Tochter zu Hause fortsetzen kann.
«Sosiany hat kein Spielzeug zu Hause, aber sie trommelt gerne auf einem Becken, das die Familie zum Wäschewaschen nutzt», erklärt Denis. «Um sie zum Krabbeln zu ermutigen, kann Naliny das Becken einfach weiter weg stellen. So muss Sosiany erst dorthin krabbeln, bevor sie damit spielen kann. Wir können jede Aktivität anpassen, um das Kind zu stimulieren, wir müssen nur wissen, was es gerne macht.»
Nach etwa fünf Therapiesitzungen beginnen die Kinder in der Regel, Verbesserungen zu zeigen, aber die Dauer der Therapie wird an die Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes angepasst und richtet sich nach seinen Fortschritten.
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Nadia Ben Said
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