Internationaler Tag der Menschen mit Behinderungen: Schutz von Menschen mit Behinderungen, den vergessenen Opfern humanitärer Krisen
Menschen mit Behinderungen sind von humanitären Krisen, seien es bewaffnete Konflikte oder Klimakatastrophen, besonders betroffen. Sie können sich schlechter schützen und werden bei der humanitären Hilfe oft übersehen. Im Jahr 2023 haben wir in 15 Krisen, darunter Gaza und die Ukraine, dafür gesorgt, dass Menschen mit Behinderungen in unsere Hilfe einbezogen wurden.
Junge Mädchen mit amputiertem Bein | © Y. Nateel / HI
Welchen Risiken sind Menschen mit Behinderungen ausgesetzt?
1,3 Milliarden Menschen, das sind 16 % der Weltbevölkerung, leben mit einer schweren Behinderung. Sie sind in Krisen besonders gefährdet.
Man geht davon aus, dass Menschen mit Behinderungen ein zwei- bis viermal höheres Risiko haben, bei einer Katastrophe ums Leben zu kommen. Nach Angaben des Büros der Vereinten Nationen für Katastrophenvorsorge (UNDRR) ist nur jeder vierte Mensch mit Behinderung in der Lage, im Katastrophenfall den Evakuierungsanweisungen problemlos zu folgen, und nur 11 % geben an, zu wissen, dass es in ihrer Gemeinde einen Katastrophenschutzplan gibt.
Wenn sie im Zuge von Evakuierungen vertrieben werden, sind sie zudem stärker von Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch, einschliesslich geschlechtsspezifischer Gewalt, bedroht.
«Seit über einem Jahr wird Gaza bombardiert, der Krieg im Sudan hat zu Massenvertreibungen geführt und immer mehr Länder Afrikas und Asiens werden von tödlichen Klimakatastrophen heimgesucht. Wenn wir Katastrophenhilfe leisten oder Menschen helfen, die von bewaffneten Konflikten betroffen sind, schliessen wir auch Menschen mit Behinderungen ein, die allzu oft unter dem Radar der Hilfsorganisationen bleiben.» Sophie Allin, Expertin für Inklusion
Die Schwierigkeiten von Menschen mit Behinderungen in Krisenzeiten:
- Wie flieht man vor Gewalt oder einer Gefahr, wenn man im Rollstuhl sitzt?
- Wie erreicht man Notfalldienste wie Notunterkünfte, Spitäler und Orte, an denen Hilfsgüter verteilt werden, wenn man in seiner Mobilität eingeschränkt ist oder eine geistige Behinderung hat?
- Wie erhält man Evakuierungsanweisungen oder Informationen über Hilfe, wenn man gehörlos oder blind ist?
- Wie kommt man an spezielle medizinische Versorgung wie Physiotherapie, Spezialmedikamente und Rollstühle, wenn das Gesundheitspersonal geflohen ist oder die Gebäude zerstört wurden?
- Wie wird man behandelt, wenn in überlasteten Gesundheitszentren die Notfallversorgung Vorrang hat und Menschen mit Behinderungen aussen vor bleiben?
- Auch Menschen mit sogenannten «unsichtbaren» Behinderungen, wie geistige Behinderungen oder psychische Störungen, sind in Notsituationen gefährdet und werden diskriminiert. Sie können nach einem Schockerlebnis an Depressionen, Angstzuständen und posttraumatischem Stress leiden.
Unsere Hilfe
- Nothilfemassnahmen in 15 Krisen im Jahr 2023
- Länder und Regionen: Afghanistan, Haiti, Libyen, Marokko, Myanmar, Nepal, Pakistan, Demokratische Republik Kongo, Sahelzone, Somalia, Sudan, Besetzte Palästinensische Gebiet, Türkei, Ukraine, Jemen.
Notfallvorsorge
- Derzeit führen wir 26 Projekte zur Katastrophenvorsorge in 16 Ländern durch. Mit diesen Projekten unterstützen wir direkt und indirekt rund 800’000 Menschen auf der ganzen Welt.
- Neben der Notfallvorsorge beziehen wir Menschen mit Behinderungen systematisch in unsere Nothilfeprogramme ein. Darüber hinaus schulen wir andere Organisationen darin, wie sie Menschen mit Behinderungen effektiv in ihre Hilfsmassnahmen einbeziehen können.
Nehmen Sie mit uns Kontakt auf
Nadia Ben Said
Verantwortliche Medien
(FR/DE/EN)
Tel : +41 22 710 93 36
[email protected]