Ukraine: Explosivwaffen, tägliche Bombardierungen und Verseuchung durch Blindgänger isolieren Dörfer, viele ältere Menschen harren in Frontnähe aus

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Ukraine

Der massive Einsatz von Explosivwaffen in der Ukraine hat Strassen, Spitäler und Schulen zerstört und ganze Landstriche isoliert. Wir weisen auf die Gefahren hin, die von Blindgängern ausgehen, und auf die wachsenden Bedürfnisse der Menschen, die nicht aus den Kampfgebieten fliehen konnten. 

Aufklärungssitzung über die Gefahren von Minen und Sprengkörpern im Dorf Velyka Komyshuvakha in der Region Kharkiv

Aufklärungssitzung über die Gefahren von Minen und Sprengkörpern im Dorf Velyka Komyshuvakha in der Region Kharkiv | © M.Monier / HI

Ältere Menschen sind in Frontnähe am stärksten von Wasser- und Strommangel betroffen 

In den Gebieten nahe der Front wurden die meisten Einwohner:innen evakuiert oder flüchteten vor den Kämpfen. Doch laut Zeugenaussagen, die wir gesammelt haben, ist die grosse Mehrheit der älteren Menschen, darunter ein hoher Anteil von Menschen mit Behinderungen, trotz der Bombardierungen geblieben. 

«Die am meisten gefährdeten Menschen bleiben unverhältnismässig oft in den vom Konflikt am stärksten betroffenen Gebieten zurück, weil sie nicht die Mittel haben, diese zu verlassen. Die Isolation, die ständigen Bombardierungen und der Mangel an medizinischer Grundversorgung wirken sich auch auf ihre psychische Gesundheit aus», erklärt Anne-Laure Bauby, unsere Programmverantwortliche - Ukraine. 

Jahrzehntelange Bedrohung durch Blindgänger 

25 % des Landes waren heftigen Kämpfen ausgesetzt, schätzt das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA). 

Unsere Teams informieren die Bevölkerung in Schulen und Gemeinden über die Gefahren, die von explosiven Kriegsmunitionsrückständen ausgehen. Einige Sensibilisierungsanlässe werden auch über das Internet durchgeführt, wenn der Zugang zu den Gemeinden aus Sicherheitsgründen nicht möglich ist.  

  • Insgesamt wurden 3200 Veranstaltungen durchgeführt, die mehr als 89’000 Menschen erreicht haben. 2800 humanitäre Helfer:innen und 337 Mitarbeitende von kommunalen Anlaufstellen wurden geschult. 

«Ich war Minenräumerin und kann Ihnen sagen, dass es Jahrzehnte dauern wird, bis die explosiven Kriegsreste hier beseitigt sind. Es ist wichtig, regelmässig in die abgelegenen Dörfer zu gehen, um die Menschen über die Gefahren aufzuklären. Das sind Regionen, in die niemand gehen will, weil sie schwer zu erreichen sind. Viele Menschen sind sich der Gefahren nicht bewusst», betont Viktoria Vdovichuk, unsere Leiterin des Aufklärungsteams in der Region Charkiw. 

Hilfe für die Opfer des Konflikts in der Ostukraine 

Derzeit bieten unsere Teams in neun ukrainischen Spitälern Rehabilitation und psychosoziale Unterstützung an. Die meisten dieser Spitäler befinden sich in der Nähe der Frontlinie in den Regionen Charkiw und Dnipro. Die Teams kümmern sich vor allem um Schwerverletzte wie Menschen mit Verbrennungen. Mobile Teams besuchen auch Zentren für Binnenvertriebene und machen Hausbesuche, um Menschen zu helfen, die keine Gesundheitseinrichtungen erreichen können. 

  • Insgesamt wurden fast 16’000 Reha-Sitzungen (für rund 2400 Personen) durchgeführt. 689 Personen erhielten eine spezielle Rehabilitation (Verbrennungen). 
  • 540 Gesundheitsfachkräfte und 1300 Mitarbeitende von kommunalen Anlaufstellen wurden in körperlicher Rehabilitation und psychosozialer Unterstützung geschult. 
  • Es wurden 3700 psychosoziale Gruppen- und Einzelsitzungen zur Unterstützung von 6700 Personen durchgeführt. 

Unser Einsatz in der Ukraine 

  • 306 Mitarbeitende (270 national + 36 international) 
  • Büros in Lwiw, Kiew, Poltawa, Dnipro, Charkiw und Mykolajiw 
  • Weitere Informationen: Unser Einsatz in der Ukraine
21 Februar 2024
Einsatzländer

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