1000 Tage Krieg in der Ukraine: Zivilist:innen sind die Hauptleidtragenden

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Ukraine

Mehr als 1000 Tage nach der Eskalation des Krieges zwischen Russland und der Ukraine lebt die gesamte ukrainische Bevölkerung noch immer unter der Bedrohung von Luftangriffen. Die Auswirkungen des Krieges auf die Zivilbevölkerung sind in mehrfacher Hinsicht katastrophal. Lesen Sie warum.

Zerstörtes Gesundheitszentrum in Charkiw

Zerstörtes Gesundheitszentrum in Charkiw | médical détruit à Kharkiv. © Marie Monier / HI (novembre 2024)

Zunahme der Bombardierungen

Die zunehmenden Bombardierungen fordern immer mehr Opfer. Tausende Menschen haben keinen Strom, kein Gas, kein Wasser und kaum Zugang zu Nahrungsmitteln. Die Menschen in den schwer zugänglichen Gebieten nahe der Frontlinie sind durch die anhaltenden Bombardierungen von der Aussenwelt abgeschnitten. Der Wintereinbruch in der Ukraine lässt befürchten, dass der Bedarf an humanitärer Hilfe stark ansteigen wird.

«Seit Februar 2022 wurden mindestens 27’449 Zivilpersonen getötet oder verletzt. Es müssen dringend konkrete Massnahmen ergriffen werden, um den Einsatz dieser zerstörerischen und unterschiedslos wirkenden Waffen zu beenden, die Tausenden Zivilist:innen das Leben gekostet haben, und um den Überlebenden Zugang zu allen notwendigen Dienstleistungen zu verschaffen. Dazu ist es unerlässlich, dass humanitäre Helfer:innen freien, sicheren und ungehinderten Zugang zu allen Gebieten haben, in denen Menschen Hilfe benötigen», betont Célia Faure, unsere Advocacy-Verantwortliche für die Ukraine.

Zugang zur Gesundheitsversorgung unterbrochen

In den Gebieten im Osten und Süden, die näher an der Frontlinie liegen und schwer zugänglich sind, hat der Krieg den Zugang zur Gesundheitsversorgung fast unmöglich gemacht. Nach Angaben der WHO (Bericht vom August 2024) wurden fast 2000 Gesundheitseinrichtungen durch die Bombardierungen beschädigt oder zerstört.

Unsere Teams stellen eine Zunahme schwerer Gesundheitsprobleme wie Diabetes, Schlaganfälle oder Krebs fest – Krankheiten, die aufgrund der Überlastung der Spitäler, die Kriegsverletzte aufnehmen, nicht vorrangig behandelt werden.

Unsere Hilfsmassnahmen: Wir bieten körperliche und funktionelle Rehabilitation für Menschen mit Behinderungen, Verletzungen und chronischen Krankheiten. Dazu gehören auch viele Menschen, die durch den Konflikt vertrieben wurden und in Gebieten leben, in denen der Zugang zu medizinischer Versorgung sehr schwierig ist.

Ein Klima der Unsicherheit

Millionen von Menschen benötigen auch psychologische Unterstützung. Neben der Belastung durch intensiven Stress und Traumata durch Zwangsvertreibungen, Trauer und Trennungen lebt die gesamte Zivilbevölkerung heute in einem Klima der Unsicherheit.

«Psychologisch musste die Bevölkerung lernen, sich anzupassen. Alle leben in einem Klima der Unsicherheit. Unsere Psychologenteams haben verschiedene «Strategien» identifiziert, welche die Betroffenen anwenden, um «durchzuhalten»: erhöhter Alkoholkonsum und die Einnahme nicht verschreibungspflichtiger Medikamente, die ihre Gesundheit gefährden», erklärt Diana Turchyn, unsere Expertin für psychische Gesundheit und psychosoziale Unterstützung in Charkiw.

Unsere Hilfsmassnahmen: Wir organisieren Selbsthilfegruppen mit den vom Krieg am stärksten betroffenen Gemeinschaften, um ihnen zu helfen, mit den erlittenen Traumata umzugehen, ihre Gefühle zu teilen, Beziehungen zu knüpfen und ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken.

Die «unsichtbare» Bedrohung durch Kriegsmunitionsrückstände

Neben den katastrophalen Auswirkungen auf das Leben der Zivilbevölkerung schränken regelmässige Bombardierungen und die Gefahr der Kontamination durch explosive Kriegsmunitionsrückstände den humanitären Zugang ein und erzeugen in der Bevölkerung ein Gefühl der «unsichtbaren Bedrohung». Angesichts der Gefahren trauen sich manche Bewohner:innen nicht mehr, ihr Zuhause zu verlassen. Sie bewirtschaften ihr Land nicht mehr und schränken ihre Freizeitaktivitäten und Ausflüge drastisch ein.

Unsere Hilfsmassnahmen: Wir organisieren Aufklärungsveranstaltungen über die Gefahren von Antipersonenminen und explosiven Kriegsmunitionsrückständen sowie Vorbereitungs- und Schutzmassnahmen gegen Bombardierungen für Kinder, Erwachsene und NGO-Mitarbeitende. Ziel ist die Verringerung der Verwundbarkeit und die Stärkung der Widerstandsfähigkeit der lokalen Bevölkerung, der Vertriebenen und der humanitären Akteure, die von explosiven Kriegsmunitionsrückständen betroffen sind.

Erhöhte Schutzbedürftigkeit

Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen, insbesondere Frauen und Mädchen, sind unverhältnismässig stark vom Konflikt betroffen und besonders schutzbedürftig. Die sozioökonomische Situation von Frauen wurde auch durch die Mobilisierung vieler Männer an die Front geschwächt. Viele Frauen sind nun auf sich allein gestellt, um Haushalt und Kinder zu versorgen.

27 November 2024
Einsatzländer

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